Arbeit ist Menschenrecht: Wallfahrt nach Vierzehnheiligen
Vierzehnheiligen: Der vergangene Samstag war der Aktionstag vom internationalen Gewerkschaftsbund, der 2006 als internationaler Tag für menschenwürdige Arbeit ins Leben gerufen wurde. Überall auf der Welt haben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter der anhaltenden globalen Wirtschaftskrise und den Folgen des Kriegens zu leiden. In diesem Jahr fällt dieser Aktionstag und der Bittgang für Arbeitnehmer und Arbeitslose nach Vierzehnheiligen zusammen. Seit 2007 nehmen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Nöte betend und singend mit auf den Weg zu den 14 Nothelfern, in diesem Jahr stand das Leitmotiv „Menschenwürdig arbeiten und leben“ im Mittelpunkt.
Eingeladen hatte die katholische Betriebsseelsorge Bamberg, die katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB), die Arbeitslosenberatungsstellen der Erzdiözese und das Franziskanerkloster Vierzehnheiligen. Nach der Begrüßung am Seubelsdorfer Kreuz in Lichtenfels durch Franziskanerpater Maximilian und einem Gebet von Albert Müller, Diözesanpräses der katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) der Erzdiözese Bamberg, ertönte erstmals die Mahnglocke und die Wallfahrt mit rund 70 Pilger setzte sich in Bewegung. Die musikalische Begleitung übernahm eine Abordnung der Uetzinger Blaskapelle.
Auf dem gemeinsamen Weg hoch zur Basilika wurden an vier Stationen die Sorgen und Nöte der Menschen in der Arbeit thematisiert und dazu erklang jedes mal die Mahnglocke.
„Tarifbindung und Menschenwürde“, so die erste Station. Die Tarifbindung ist in Deutschland seit Jahren rückläufig. So haben 1998 noch 76 Prozent der Beschäftigten im Westen und 63 Prozent der Beschäftigen im Osten von einem Tarifvertrag profitiert. (Laut einem Planspiel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung waren es 2022 noch 52 Prozent im West- und 45 Prozent in Ostdeutschland ). Diese Rückgang trifft besonders auf Oberfranken zu. Nicht einmal in einem Viertel aller Betriebe fallen die Beschäftigten unter dem Schutz eines Tarifvertrags. Viele Arbeitgeber kommen ihrer Verantwortung nicht mehr nach, mit den Gewerkschaften ordentliche Tarifverträge auszuhandeln.
„Menschenwürde und Verteilungsgerechtigkeit“ hieß es an der nächsten Station. Menschenwürde ist nicht nur ein philosophischer Begriff, sondern beinhaltet eine Verpflichtung. Auf ihr lassen sich die anderen Menschenrechte ableiten. Das gilt sowohl für die Freiheitsrechte und die Schutzrechte als auch für die sozialen Menschenrechte. Letztere stecken die Grundlagen für ein menschenwürdiges Leben ab. Dazu gehört das Recht auf Freizeit und Bildung genauso wie das Recht auf gesundheitliche Versorgung, Wohnung und Arbeit. Aber ist Arbeit, die so schlecht bezahlt wird, dass ein menschenwürdiges Leben ohne zusätzliche staatliche Unterstützung nicht möglich ist, mit Menschenwürde vereinbar?
„Bürgergeld und Menschenwürde“, so das Thema an der dritten Station.
An der letzten Station sprachen Betriebsseelsorger und Aktivisten aus Arbeitnehmervertretungen über „Menschenwürde und Solidarität“.
In der Basilika angekommen, wurden die Wallfahrer durch Franziskanerpater Maximilian begrüßt und man feierte mit KAB Diözesanpräses Albert Müller einen Gottesdienst. In seiner Ansprache ging er ein, wann die Menschenwürde in Gefahr ist und wo wird sie beachtet. Mit dem Zuruf von Papst Franziskus am Welttag der Sozialen Bewegungen 2014 in Rom „Keine Familie ohne Wohnung, kein Bauer ohne Land, kein Arbeitnehmer ohne Recht, kein Mensch ohne Würde, die die Arbeit bedeutet. Setzt euren Kampf fort, dass tut uns allen gut. Es ist ein Segen für die Menschheit“, schloss er seine Predigt.
Im Anschluss an den Gottesdienst gab es im Diözesanhaus für die Wallfahrer einen herzhaften Eintopf.