Den Zauber Vierzehnheiligens bei Nacht erleben
Zu zwei außergewöhnlichen Nachtführungen lud Guardian Pater Maximilian Wagner in die Wallfahrtsbasilika auf dem „heiligen“ Berg zu „Decken-Fresken in der Basilika“ ein. In der dunklen Basilika wurde schlaglichtartig nur das beleuchtet, worauf es jeweils ankam und alles andere, auch die Alltagssorgen und Zweifel, bewusst auszublenden.
Damit sich die zahlreichen Interessenten nicht den Kopf verrenken mussten, um manches Detail genauer anzuschauen, wurden Fotoaufnahmen mithilfe eines Beamers auf eine große Leinwand projiziert, die vor dem Gnadenaltar stand. Bei den beiden Nachführungen verstanden es die Organisten Georg Hagel und Markus Blomenhofer an verschiedenen Stellen das Gehörte mit meditativer Orgelmusik nachklingen zu lassen.
Die Fresken an der Decke der Kirche verdankt man dem kurfürstlichen Mainzer Hofmaler Joseph Ignaz Appiani, der zu den gefragtesten und meist engagierten Malern des 18. Jahrhunderts in Süddeutschland zählte. Angeblich soll er sich im Apsisfresko über dem Hochaltar im Gesicht eines Hirten selbst porträtiert haben.
Durch den schrecklichen Kirchenbrand 1835, infolge eines Blitzschlags, haben der Ruß und das eindringende Wasser die Gemälde zerstört. Zum Teil wurden sie im 19. Jahrhundert abgeschlagen und mit süßlichen Nazarener Bildern vom Münchner Historienmaler Augustin Palme übermalt. Erst um 1910 herum entschloss man sich, den Münchner Kirchenmaler und Restaurator Anton Ranzinger zu beauftragen, die ursprünglichen Appiani Bilder soweit wie möglich zu rekonstruieren und nach früheren Skizzen nachzumalen.
Die Deckenbilder stellen allesamt Erscheinungsgeschichten dar. Zunächst ging Pater Maximilian auf die vier Erscheinungsbilder ein. Bemerkenswert fand er bei der dritten Erscheinung, dass sich die wundersame Erscheinung des Jesuskindes und der 14 Nothelfer nicht nur auf Erden zeigt, sondern eine Entsprechung im Himmel hat. Der Hirtenstab von Hermann Leicht teilt das Bild in Himmel und Erde und verbindet beide. „Wer die goldenen Strahlen nachzählt, die vom Christkind ausgehen, kommt bei der irdischen Erscheinung auf die Zahl 20 und bei der himmlischen Entsprechung auf die Zahl 15. Vielleicht wollte der Künstler damit ausdrücken, dass vom Himmel her ein Strahl auch dem Hirten Leicht zugedacht war und auf Erden außer ihm auch noch jeweils ein Strahl für den Schäferhund und die vier Schafe übrig sein sollte“, erklärte der Guardian.
Sowohl die Decke des südöstlich als auch des nordöstliche Querhausarmes zeigt biblische Szenen. „Vierzehnheiligen ist eine Weihnachtskirche par excellence – das fränkische Bethlehem – weil hier mehrmals das Christkind erschien und unter uns Wohnung genommen hat, wie es oben auf dem Gnadenaltar plastisch in allen vier Himmelrichtungen blickend dargestellt ist“, berichtete Pater Maximilian und anschließend ging er dabei auf das Hochaltar-Fresko ein. Im rechten Seitenschiff der Basilika sind an der Decke die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas sowie der Kirchenvater Bischof Augustinus zu sehen. Über dem Gnadenaltar öffnet sich auf dem Zentralfresko der Basilika der Himmel, als ob das Dach der Wallfahrtskirche einen direkten Durchblick in die göttlichen Sphären ermöglicht. 220 Quadratmeter groß ist das Hauptfresko, auf dem die unbefleckte Jungfrau, die göttliche Dreifaltigkeit, die 14 Nothelfer und die Bamberger Bistumspatrone Heinrich und Kunigunde zu sehen sind.
Acht Säulen hat Balthasar Neumann in sein Raumkonzept eingefügt, die aus einem verpfuschten Bau ein Meisterwerk des Rokoko und das Raumwunder von Vierzehnheiligen entstehen ließen.
Die Kartuschen am Rande des Zentralfreskos zwischen den Stichkappen des Gewölbes bemalte Joseph Appiani mit personifizierten Darstellungen der acht Seligpreisungen, wie sie der Evangelist Matthäus in der Bergpredigt überlieferte.
Mit einem warmen Applausregen bedankten sich die zahlreichen Besucher bei Pater Maximilian für dessen Ausführungen in den kalten Abenden in der unbeheizten Basilika. Dank richtete er zum Schluss an Mesner Tobias Hartmann für die Lichtführung sowie an die beiden Organisten für die musikalische Begleitung.