Die Engel vielfalt in der Basilika Vierzehnheiligen
Sind die Engel und Putten nur fromme Dekoration oder weisen sie auf eine tiefere Wirklichkeit hin?
In außergewöhnlichen Nachtführungen zum Thema „Engel in der Basilika“, verstand es Guardian Pater Maximilian, in 75 Minuten die verschiedenen Facetten der Engel in Bild und Literatur nahezubringen. Die Wallfahrtsbasilika auf dem „heiligen“ Berg ist ein wahres Biotop für Engel, an jedem der Altäre, in jedem Winkel und jeder Ecke der Kirche tummeln sie sich. Neben den Heiligenfiguren beanspruchen unzählige Engel ihren Raum. Wo man hinschaut, entdeckt man sie und kann sich von ihnen ansprechen, faszinieren und entzücken lassen. In der finsteren Basilika konnten die Interessierten die Engel vor dem dunklen Hintergrund in einem anderen Licht betrachten. Einzelheiten traten dabei in den Vordergrund und wurden beleuchtet. Damit sich die zahlreichen Besucherinnen und Besucher nicht den Kopf verrenken mussten, um manches Detail genauer anzuschauen, wurden Fotoaufnahmen mithilfe eines Beamers auf eine große Leinwand projiziert, die neben dem Gnadenaltar stand. Basilikaorganist Georg Hagel ließ an verschiedenen Stellen das Gehörte mit meditativer Orgelmusik nachklingen.
„In der Zeit des Barocks und Rokoko hatten Engel Hochkonjunktur. Sie geben unserem Kirchenraum frohe Gelassenheit, herzliche Beschwingtheit, unbeschreibliche Würde und einen besonderen Charme und Hauch von paradiesischer Sehnsucht“, so Pater Maximilian zu Beginn.
Die Engel bauten eine Brücke zwischen Himmel und Erde.
Das komme beim Bild von Jakobstraum in der Basilika besonders schön zum Ausdruck. Cherubim und Seraphim nähmen in der Welt des Alten Testaments (AT) die obersten Plätze in den himmlischen Heerscharen ein. Im AT hätten die Cherubim eine wichtige Aufgabe, sie seien Begleiter Gottes und kündeten von seiner Gegenwart. Die Seraphim seien brennende Lichtengel. Als Wesen mit sechs Flügel seien sie auf dem Bild des Franziskusaltares zu sehen.
Unter der Kanzel sowie über dem Petrus- und Paulusaltars hielten zwei Engel dem Besucher einen Spiegel vor, in dem er sein Leben im Angesicht Gottes betrachten solle. Engel sind himmlische Wesen, Boten und damit Überbringer von göttlichen Botschaften, erklärte Pater Maximilian und ging dabei auf die Satire von Ludwig Thoma über den Engel Aloisius als Münchner im Himmel ein.
Alle möglichen Engel in unserer Wallfahrtsbasilika wollen uns schützend begleiten
Engel als Wegweiser findet man in der Basilika auf den Beichtstühlen, jeweils mit einem Täfelchen versehen, auf dem eine Botschaft aus den sieben Bußpsalmen der Bibel geschrieben steht.
Anschließend ging Pater Maximilian auf die Schutzengel ein. „Alle möglichen Engel in unserer Wallfahrtsbasilika wollen uns schützend begleiten und uns vor Unheil retten. Schutzengel sind im richtigen Leben meist unsichtbar und werden oft erst nach Überstehen der Gefahrensituationen im Rückblick erkannt“, erklärte der Guardian.
Die Aufgabe der Engel beschränke sich nicht nur auf das Beschützen und Bewachen – es gehöre auch das Befreien und Retten dazu. Außerdem bewachten sie den Eingang zum Paradies. Analog bewachen Engel den Gnaden- und den Hochaltar und hüten das ewige Licht beim Tabernakel.
Die Sanctus singenden Engel auf dem Weihnachtsbild
Engel seien von Haus aus musikalisch und priesen Gott in ihren Liedern. Die Sanctus singenden Engel auf dem Weihnachtsbild über der Orgel zeigten das. Auch Martin Luther habe eine Vorliebe für musizierende Engel gehabt. Viele der Himmelsboten in der Basilika schienen förmlich zu tanzen und erinnerten an den Satz des Heiligen Augustinus: „Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel mit dir im Himmel nichts anzufangen.“ Der Engel über dem Antoniusaltar habe auch die typische Tanzhaltung. Nach dem heiligen Augustinus sei Engel die Bezeichnung für eine Aufgabe, nicht ein Wesen.
Viele der Figuren in der Basilika tragen einen Gegenstand in ihren Händen, assistieren dem jeweiligen Heiligen, dem sie beigestellt sind, oder weisen durch ihr Symbol auf etwas hin. Dies werde besonders am Gnadenaltar erkennbar. „In unserer Basilika findet sich – typisch für das Rokoko – eine Vielzahl von Putten als Plastiken, in Holz geschnitzt, im Stuck geformt oder gemalt. Der Begriff Putten leitet sich aus dem italienischen Putto her, das auf das lateinische ,putillus‘ (Knäblein) zurückgeht“, so Pater Maximilian zum Schluss.
Dem Guardian gelang es, die Herzen der Interessierten zu beflügeln, damit sie auch in ihrem Leben erkennen, dass jene himmlische Freunde die Menschen bis heute nicht verlassen haben.