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Fastenpredigt „Sei gerecht! Jedem das Seine …“

Fastenpredigt
Datum:
Veröffentlicht: 5.3.23
Von:
Gerd Klemenz

Die Fastenzeit lädt uns ein, uns neu zu besinnen, andere Schwerpunkte zu setzen und vielleicht sogar im Glauben neue Akzente zu setzten. Die vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und das rechte Maß sind Grundhaltungen im Leben und Orientierungshilfen für das, was gut und richtig ist.

Pater Maximilian hielt unter dem Motto „Sei gerecht – Jedem das Seine …“  die zweite Fastenpredigt des Jahres. Was ist Gerechtigkeit? In der Kunst wird sie gerne dargestellt als Frau, in der einen Hand hält sie eine Waage, in der anderen ein Schwert, und ihre Augen sind verbunden. Sie wägt ab, was einer verdient hat, dafür steht die Waage. Die Gerechtigkeit belohnt die Guten und sie beschützt die Schwachen, Zeichen dafür ist das Schwert. Die Gerechtigkeit kennt kein Ansehen der Person, alle werden gleich behandelt, deshalb sind ihre Augen verbunden. „Der römische Schriftsteller Cicero schreibt: Gerechtigkeit ist die Tugend, die jedem das Seine zuteilt. Jeder bekommt, was ihm zusteht. Die Gerechtigkeit ist die zweite der vier Kardinaltugenden“, so der Guardian.

„Die Welt ist so ungerecht“, klagen wir und fühlen uns unfair behandelt. Oder wir hören von einer ungerechten Situation in unserem Bekanntenkreis und regen uns dann darüber fürchterlich auf. „Warum berührt es uns so, wenn etwas Ungerechtes geschieht?“, fragte Pater Maximilian die zahlreichen Zuhörer und erklärte: „Ähnlich wie im Haus der Rauchmelder als Frühwarnsystem tragen wir in uns einen empfindlichen Sinn für Gerechtigkeit, ein Gespür für gerecht und unrecht“. Wenn wir merken, dass uns oder einem anderen Unrecht geschieht, schlägt er Alarm und löst in uns Schmerz oder Zorn aus. Schon als Kind entwickeln wir einen Sinn für Gerechtigkeit: Wer von den Geschwistern bekommt das größere Stück Schokolade? … Für Kinder bedeutet Gerechtigkeit erst einmal, alle bekommen das Gleiche.

„Die alten Römer waren Experten in der Rechtsprechung. Sie formulierten einen Grundsatz, der in seiner Einfachheit und Klarheit bis heute bestechend ist. Suum cuique – jedem das Seine. Gerecht ist nach dieser Formel, wenn jeder das bekommt, was ihm zusteht und jeder das zu leisten hat, was für ihn angemessen ist.

Aber was ist angemessen? Gerechtigkeit basiert auf der Überzeugung, dass Menschen Rechte haben“, so der Pater weiter. Es ist ein großes Privileg, dass wir in einem Rechtsstaat leben, in dem im Parlament eine angemessene Gesetzgebung und in unabhängigen Gerichten eine faire Rechtsprechung garantiert wird. Um herauszufinden, was Recht ist und wie wir gerecht handeln können, erweist sich die Bibel als wertvolle Inspirationsquelle. Hier findet man wichtige Anregungen für ein tieferes Verständnis von Recht und Gerechtigkeit, die auch heute noch aktuell sind. Durch die ganze Bibel zieht sich ein Schrei nach Gerechtigkeit.

„Die Tugend der Gerechtigkeit ist nicht angeboren. Wir haben zwar alle von Kindheit an ein gesundes Gespür für Recht und Unrecht. Bei Unrecht dürfen wir nicht wegschauen oder es achselzuckend einfach hinnehmen“, so der Pater. Mit einer Geschichte von Leo Tolstoi über drei Frauen, die Wasser am Brunnen holten, schloss Pater Maximilian.