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Fastenpredigt „Sei klug – der Klügere gibt nach“

Fastenpredigt
Datum:
Veröffentlicht: 26.2.23
Von:
Gerd Klemenz

In diesem Jahr befassen sich die Fastenpredigten in den nächsten Wochen mit den vier Kardinaltugenden – die Klugheit, die Gerechtigkeit, die Tapferkeit, das rechte Maß. Diese findet man in der Bibel, im Buch der Weisheit aber auch in der Philosophie bei Platon, bei den Kirchenvätern, im Mittelalter bei Thomas von Aquin oder auch bei Denkern unserer Zeit. Kardinaltugend, da denkt man vielleicht an die Kardinäle der Kirche. Doch das Wort Kardinaltugend kommt nicht von geistlichen Würdenträgern, sondern vom lateinischen Wort „cardo“ und heißt so viel wie „Türangel, Dreh- und Angelpunkt“. Die Kardinaltugenden öffnen gleichsam die Tür zum Leben.

Pater Maximilian Wagner hielt am Sonntagnachmittag unter dem Motto „Sei klug – Der Klügere gibt nach …“  die erste Fastenpredigt des Jahres. Die Klugheit darf man nicht mit Intelligenz verwechseln, erklärte der Franziskanerpater zunächst. Klugheit ist mehr als Intelligenz, sie ist eine Tugend. Klugheit meint schon vom lateinischen Begriff prudentia her die Vorausschau (providentia). „Klugheit ist die Fähigkeit, in Gedanken die Zukunft vorwegzunehmen. Der Klugheit geht es nicht nur um Theorie, sondern vorwiegend um das praktische Handeln.

Wer nur kluge Gedanken hat, sie aber nicht umsetzt, ist dumm. „Wer sich beraten lässt, ist klug“, heißt es im biblischen Buch der Sprichwörter“, so der Guardian. Klugheit ist die Übereinstimmung mit der Wirklichkeit, wusste schon Thomas von Aquin. Der kluge Mensch erkennt die Wirklichkeit und handelt ihr entsprechend. Klugheit hat immer mit der Erkenntnis der Wahrheit zu tun. Sie durchschaut die wahren Zusammenhänge, während die Schlauheit nur den eigenen Vorteil verfolgt und die Gerissenheit dabei bewusst den Schaden anderer in Kauf nimmt. Die Klugheit ist darauf aus in einer konkreten Situation das Richtige und Gute zu erkennen und zu tun. Klugheit und Weisheit sind eng verwandt, aber nicht identisch. Beiden geht es auch darum, praktische Konsequenzen aus dem Erkannten zu ziehen. Sie unterscheiden sich in der Blickrichtung. Die Klugheit schaut eher nach vorne, die Weisheit dagegen schaut eher zurück. Sie ist erfahrungsorientiert, blickt auf frühere, ähnliche Situationen und zieht ihre Schlüsse daraus. Weisheit ist geronnene Erfahrung und gehört mit der Klugheit zusammen. Beiden geht es um die Erfassung der Wirklichkeit, wurde den zahlreichen Zuhören klar. Wer klug werden will, braucht ein hörendes Herz, das bedeutet: Interesse, Aufmerksamkeit und Leidenschaft. Das ist heute eine größere Herausforderung als früher, denn wir werden ständig mit Bildern und Tönen überhäuft. „Ein Kluger muss den Sinn auf das Vergangene lenken, das Gegenwärtige tun und das Künftige bedenken. Klugheit ist der Schlüssel für ein gelingendes Leben. Doch der Schlüssel zur Klugheit ist ein hörendes Herz, das die Welt wahrnimmt und Gott ernst nimmt. Klugheit bedeutet auch das Gespür für den richtigen Zeitpunkt, den richtigen Ton und die richtigen Worte“, so der Prediger.

Mit einer klugen Geschichte, die zeigt, worum er letztlich geht, ging die erste Fastenpredigt zu Ende. Die nächste Fastenpredigt aus der Reihe „Lebe, was du bist: Klug, gerecht, tapfer und maßvoll“, hält am Sonntag, 5. März, um 14 Uhr Pater Maximilian unter dem Titel „Sei gerecht – Jedem das Seine“.