Wallfahrt der Soldatenkameraden nach Vierzehnheiligen
Eine kaum überschaubare Wallfahrt von Reservisten- und Soldatenkameradschaften mit ihren Fahnenabordnungen zog sich am Sonntagmorgen bei Nieselregen hoch zur Basilika auf dem „heiligen Berg“. Diese Wallfahrt wurde von Kriegsheimkehrern zum Dank 1957 zum ersten Mal durchgeführt und findet jedes Jahr am 1. Sonntag im Mai statt.
Die Soldatenkameraden und Pilger wurden vor der Treppe am Haupteingang von Pater Werner und dem Kirchenschweizer Daniel Reitz empfangen und in die Basilika begleitet. Dort zelebrierte dann Pater Werner einen Gottesdienst, der von Hauptmann d. R. Georg Hagel musikalisch an der Orgel bereichert wurde.
Im Anschluss folgte eine Feierstunde am Ehrenmal neben der Basilika. „67 Jahre des Gedenkens an die Opfer der Kriege, an die Gefallenen und Vermissten, aber auch eine ständige Mahnung an die Bürger von heute. Die Erinnerung führt uns immer wieder vor Augen, dass ein Leben in Frieden keine Selbstverständlichkeit ist“, so der Geschäftsführer des Volksbundes Kriegsgräber Bezirksverband Oberfranken Oberstabsfeldwebel Robert Fischer in seiner Begrüßung.
Er dankte der Stadt Bad Staffelstein für die Unterstützung bei der Umgestaltung des Platzes sowie bei der Reinigung des Denkmals. Bei der 7. Kriegerwallfahrt am 3. Mai 1964 wurde das Ehrenmal eingeweiht. „In den 60 Jahren ist das Ehrenmal Zeuge einer sehr bewegten und wechselhaften Geschichte Deutschlands und Europas geworden. Mit seiner Inschrift „Glaube überwindet Leid und führt durch Hoffnung zum Frieden“ ist unser Ehrenmal zugleich ein fordernder wie ein vermittelnder Zeuge“, erklärte Festredner Generalleutnant a.D. Carl-Hubertus von Butler.
Diese Inschrift sei sehr bewusst gefasst worden im Angesicht der 80 Millionen Tote zweier Weltkriege, immer wieder neue Kriegen und im Bewusstsein all der Schwierigkeiten, einen verlässlichen und dauerhaften Frieden unter den Menschen zu erreichen. „Das Ehrenmal sollte noch 25 Jahre Zeuge dieser so existentiellen Bedrohung für unsere Sicherheit sein. Dann brachte uns 1990 die so glückliche Fügung der Geschichte die Wiedervereinigung, der Ostblock brach zusammen und der Warschauer Pakt löste sich auf. Die ehemals verfeindeten Blöcke traten in einen partnerschaftlichen Dialog ein. Und das wiedervereinigte Deutschland sah sich nur noch von Freunden und Partnern umgeben“, so der 74- Jährige.
Die Streitkräfte wurden reduziert und auf friedensunterstützenden Einsätze im Ausland konzentriert. Krieg in Europa aber, so dachte man, das würde nun endgültig der Vergangenheit angehören. „Wie unser Ehrenmal dies durch seine vorsichtig gefasste Inschrift schon mitbedacht hat, läuft der Weg hin zum Frieden leider nicht als ein linear fortschreitender Prozess voran. So ist mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine das Gebäude einer europäischen Friedensordnung wieder völlig in sich zusammengebrochen.
Putin hat den Eroberungskrieg wieder zum Mittel der Politik gemacht und in seinem blanken Machtwahn entsetzliches Leid über die Ukraine gebracht. Die Lehren aus der Geschichte Europas mit unsagbaren Opfern hat er einfach über Bord geworfen“, so von Butler. Die Ukraine kämpft nicht für ihr eigenes Land, sondern auch dafür, dass sich die Machtwillkür des Stärkeren nicht wieder wie ein Flächenbrand über Europa und die internationale Völkergemeinschaft ausbreitet.
„Ihrem verzweifelten Überlebungskampf tatenlos zuzuschauen, das kann für uns keine Alternative sein. Das Gebot der Stunde ist vielmehr Solidarität. Von entscheidender Bedeutung ist daher, dass wir fest an der Seite der Ukraine stehen und sie mit allen Mitteln unterstützen. Ein Aggressor wie Putin versteht nur eine Sprache, das ist Stärke und Entschlossenheit aus einem festen gemeinschaftlichen Zusammenhalt heraus“, erklärte er.
Die Erweiterung der NATO und die Neuausrichtung der Allianz auf die Landes- und Bündnisverteidigung seien wichtige Signale für diese Geschlossenheit und Entschlossenheit. Unter der NATO haben wir das Glück, seit Ende des Zweiten Weltkrieges in Frieden und Freiheit zu leben. Dieses Glück komme nicht von ungefähr, vielmehr seien es die Lehren, die unsere Vorväter aus ihrer eigenen Geschichte gezogen haben.
„Über Deutschland ziehen vermehrt braune Wolken auf, aus dehnen Abschottung, Hass und Hetze mit populistischen Simplifizierungen herabregnen. Wir alle stehen hier in der Verantwortung. Die zahlreichen Kundgebungen, bei denen so viele Menschen sich gegen den Rechtsextremismus versammelt haben, sind ein starkes Beispiel einer wehrhaften Demokratie durch demonstratives Aufstehen quer durch alle Generationen“, erklärte der Festredner. Zum Schluss dankte Carl-Hubertus von Butler allen, die mit ihren Abordnungen und Fahnen hoch zur Basilika gezogen sind und dabei Wehrhaftigkeit um des Friedens Willen zum Ausdruck brachten. Im Anschluss legte man unter den Klängen vom „guten Kameraden“ und dreifachen Kanonendonner einen Kranz am Ehrenmal nieder. Nach der Nationalhymne, gespielt vom Musikverein Burgkunstadt, erfolgte der Rückmarsch mit den Trommler Zug der SK Wallenfels, den Reservisten, Fahnen, Standarten und Ehrengästen.