Zum Inhalt springen

25 Jahre Rieger-Orgel: Führungen in Vierzehnheiligen

Orgelkünstler und Organist von Vierzehnheiligen Georg Hagel erklärt den Teilnehmern die Pfeife.3
Datum:
Veröffentlicht: 4.1.24
Von:
Gerd Klemenz

Im Jahr 2024 wird die Hauptorgel der Basilika Vierzehnheiligen 25 Jahre alt. Aus diesem Grunde ist eine Vielzahl von Veranstaltungen geplant, um das Instrument nicht nur im Gottesdienst oder im Konzert, sondern auch aus der Nähe – von der Orgel-Empore aus – zu erleben. So finden im Jubiläumsjahr jeden ersten Donnerstag im Monat um 19 Uhr „Orgelführungen“ statt.

Die erste bei frischen 9 Grad Celsius in der menschenleeren Basilika war für die 40 Teilnehmer ein besonderes Erlebnis. Denn neben den musikalischen Einlagen des Organisten gab es mit „Ave Maria“ auch eine gesangliche Einlage von Sanae Yamamoto aus Tokio, die sich zu dem Zeitpunkt in Bamberg aufhielt.

Bereits die vierte Orgel

Der Regionalkantor, Orgelkünstler und Organist von Vierzehnheiligen, Georg Hagel, ging zu Beginn des Abends auf die Geschichte der Orgel im „fränkischen Bethlehem“ ein. Vierzehnheiligen hat bereits seine vierte Orgel, die erste ist 1835 infolge eines Blitzschlags mitsamt Dachstuhl verbrannt. Man spricht von der Katastrophe am Kunigundentag (3. März).

Die nachfolgende Orgel mit der noch jetzt bestehenden Gehäusefront stammt aus dem Jahr 1848 aus der Werkstatt von August Bittner. Nach einem technischen Neubau durch die Firma Steinmeyer und der Übernahme von Pfeifenwerk aus der Vorgängerorgel Ende des 19. Jahrhunderts vergrößerte Steinmeyer die Orgel in den 1950-er Jahren auf drei Manuale und 42 Register.

Völlig neu

Durch Staub, den die 1993 abgeschlossene Kirchensanierung verursacht hatte, war der „alten“ Orgel erheblicher Schaden zugefügt worden und der Wunsch nach einem Neubau wurde laut. Im Jahre 1999 hat schließlich die Firma Rieger Orgelbau aus Vorarlberg in Österreich ein völlig neues Instrument mit vier Manualen, 68 Registern und zwei Schwellwerken erstellt. Die alten Pfeifen und die Windladen sowie der Spieltisch wurden abgebaut und in ein Orgelmuseum unweit von München gebracht.

Die „neue“ Basilika-Orgel funktioniert mechanisch wie noch vor 300 Jahren. Über feine Holzleisten sind die Tasten mit den Pfeifen verbunden. Nur ein Motor für die Windlade läuft mit Strom, und über einen Holzkanal wird die Luft in die ganze Orgel verteilt. Allerdings gibt es in der Orgel auch Elektronik, etwa zum Abspeichern einzelner Registermischungen oder für den Monitor, der dem Organisten zeigt, was gerade im Kirchenschiff passiert.

Hagel ging anschließend auf die verschiedenen Registerfamilien ein, erklärte den Unterschied von Metall-, Holz- und Zungenpfeifen und baute dazu einige Pfeifen aus dem Inneren der Orgel aus, um sie den Besuchern zu zeigen. „Über den Klang entscheiden Größe und Form der Pfeifen. Zylindrisch, konisch oder rechteckig sind die Pfeifen, jede der 5000 sieht ein wenig anders aus. Die Leiseste von ihnen hat einen Durchmesser von zwei Millimetern, und je dicker die Pfeife, desto fülliger und lauter ihr Klang“, erklärte der Organist.

Natürlich durfte auch die Funktionsweise eines Schwellwerks, die Handhabung der einzelnen Klangebenen sowie der Einsatz der Speicheranlage der unzähligen Registerzüge und der beiden Schwebungsregister nicht fehlen. Neben den Pfeifen hat die Orgel auch ein Glockenspiel – 30 kleine Messingglocken erzeugen einen lieblichen Klang, von dem sich die Zuhörer überzeugen konnten.

Mit kleinem Konzert

Unterbrochen wurde der lebhafte Vortrag des Referenten immer wieder durch interessante Detailfragen der aufmerksamen Zuhörerschaft, zu denen der Referent ausdrücklich aufgefordert hatte. Um die Zuhörer nicht mit Informationen zu überschwemmen, lockerte Georg Hagel seinen Vortrag mit Werken von Johann Sebastian Bach und Nicolas Jacques Lemmens auf.

Nachdem die grandiosen Klänge langsam verklungen waren, erinnerte der Organist daran, dass die „Königin der Instrumente“ nach 25 Jahren im täglichem Einsatz einer Generalüberholung inclusive einer Reinigung des gesamten Pfeifenwerkes bedarf. Aus diesem Grund bat er um eine Spende und stieß bei den begeisterten Besuchern auf offene Ohren. Erfüllt mit orgelbautechnischem Detailwissen gingen die Zuhörer nach Hause.

Sie interresieren sich auch für die Orgel in Vierzehnheiligen?
Weitere Orgelführungen finden in Vierzehnheiligen am 1. Februar, 7. März, 4. April, 2. Mai, 6. Juni, 4. Juli, 1. August, 5. September, 3. Oktober, 7. November und 5. Dezember jeweils um 19 Uhr statt.
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.