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Fastenpredigt in Vierzehnheiligen: die Bekehrung des Paulus

2. Schwester Regina Pröls die Kongregationsleiterin der Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen war die erste Fastenpredigerin des Jahres.
Datum:
Veröffentlicht: 18.2.24
Von:
Gerd Klemens

Der Rektor der Basilika, Pater Maximilian, muss eine besondere Gabe haben, denn er legt der diesjährigen Fastenpredigtreihe ein Bildprogramm der Basilika zugrunde mit der Überschrift „Ich sehe etwas, was du nicht siehst“. Damit rückt der Guardian an den kommenden Sonntagen Bilder in den Fokus, auf die Gottesdienstbesucher, Pilger oder Kunst-Interessierte nicht als Erstes schauen würden.

Im Mittelpunkt der ersten Fastenpredigt stand die Bekehrung des heiligen Paulus. Das impulsgebende Altarbild von 1750 findet man an der Südseite, am Paulus-Altar. Carl Martin Sperling hat es gemalt. Erst seit 1961 ist diese Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München im fränkischen Bethlehem zu sehen.

Am Sonntagnachmittag begrüßte Guardian Maximilian zu Beginn der fastenzeitlichen Vesper mit Schwester Regina Pröls die Kongregationsleiterin der Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen als erste Fastenpredigerin des Jahres. „Heute, zwei Tage, nachdem bekannt wurde, dass der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny gestorben ist, befassen wir uns mit Paulus. Der zentrale Satz im Leben des heiligen Paulus ist zu ihm in einem Zustand der Ekstase gesprochen worden. Saul, Saul, warum verfolgst du mich“, erinnerte Schwester Regina zu Beginn.

Menschen verfolgen einander auch heute noch aus unterschiedlichen Motiven. Sie haben ein unsägliches Menschenbild von ihrem Gegenüber, sodass sie dessen Dasein nicht ertragen. Menschen bringen ihre ganze Kraft und manchmal viel Vermögen auf, um andere zunichtezumachen. Im Verlauf der Fastenpredigt hörten die Gläubigen, dass Paulus immer wieder Menschen brauchte, die unglaublich fest auf Gott vertrauten. Sie standen gegenüber den zu Recht zweifelnden Leuten dafür ein, dass aus Saulus dem Verfolger tatsächlich Paulus der Missionar geworden war.

Die Kongregationsleiterin fragte die zahlreichen Zuhörern, was passiert war. „Ich bin mir ganz sicher, dass Paulus nie um eine Bekehrung gebetet hatte. Er war ein Eiferer seiner Sache und die Anhänger Jesu waren ihm ein Dorn im Auge. Und genau dieser Jesu – dieses Licht Gottes trifft ihn auf dem Weg zum nächsten Angriff“, erklärte die Schwester.

Die meisten bildlichen Darstellungen dieser Bekehrungs-Szene setzen diese Botschaft vom Licht ins Zentrum ihres Kunstwerks – so auch das Altarbild an der Südseite in der Basilika.

Paulus lebte in einer Zeit, die von unterschiedlichen Strömungen gekennzeichnet war. Damals gab es die Anhänger Jesu, Juden, Pharisäer, Qumran und weitere philosophische Strömungen – heute sind es die großen christlichen Kirchen, Freikirchen, Muslime, Juden und Orthodoxe.

Auch heute gibt es Spannungen zwischen den Konfessionen und Weltanschauungen. Das kirchliche Hilfswerk „Kirche in Not“ setzt sich weltweit für Religionsfreiheit ein und berichtet von den Irritationen. Katholische Christen sind die am meisten verfolgten Religionsangehörigen weltweit. Das mit Paulus ist keine Geschichte von damals, das ist allgegenwärtig.

Schwester Regina ging noch auf den Sinn der Übungen in der Fastenzeit ein. Dabei bilden Fasten, Gebet und Opfer eine Einheit. „Das Gebet öffnet uns für Gott. Das Opfer öffnet uns für die Not der anderen, während das Spenden in uns eine neue Wahrnehmung für unsere wahren Bedürfnisse eröffnet“, so die Fastenpredigerin zum Schluss.

Die nächste Fastenpredigt aus der Reihe „Ich sehe etwas, was du nicht siehst“ am Sonntag, 25. Februar, um 14 Uhr hält Pater Dr. Cornelius Bohl OFM aus Fulda. Er widmet sich „Jakobs Traum“, einem Gemälde von Anton Ranzinger aus dem Jahr 1918.