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„Jakobs Traum“ ist Thema der Fastenpredigt

Pater Dr. Cornelius Bohl OFM aus Fulda war Fastenprediger am vergangenen Sonntagnachmittag in Vierzehnheiligen.
Datum:
Veröffentlicht: 25.2.24
Von:
Gerd Klemenz

Der diesjährigen Fastenpredigtreihe liegt das Bildprogramm der Basilika zugrunde. Unter der Überschrift „Ich sehe etwas, was du nicht siehst“ rücken die Prediger und Predigerinnen an den Sonntagen in der Fastenzeit Bilder in den Fokus, auf die Gottesdienstbesucher, Pilger oder Kunst-Interessierte nicht als allererstes schauen würden. Im Mittelpunkt der zweiten Fastenpredigt stand etwa „Jakobs Traum“.

Das impulsgebende Deckengemälde aus dem Jahr 1918 findet der Betrachter an der Südseite oberhalb des Paulus-Altars. Anton Ranzinger hat es gemalt. Am Sonntagnachmittag begrüßte Guardian Maximilian zahlreiche Interessierte zu der fastenzeitlichen Vesper mit Pater Dr. Cornelius Bohl OFM. Er ist Guardian im Franziskanerkloster auf dem Frauenberg in Fulda. In den vergangenen zehn Jahren war er Provinzialminister der Deutschen Franziskanerprovinz.

1974 stürmte Reinhard Mey mit den Schlager „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“ die Charts. „Der Himmel steht für Freiheit, und es ist ganz anders, als das, was wir hier unten auf der Erde erleben. Vielleicht verstehen wir bereits an dieser Stelle, warum dieser Sehnsuchtsort in vielen Religionen von selbst zum Ort Gottes wird. Wenn es Gott gibt, muss er ja dort oben im Himmel sein, wo alles ganz anders ist“, so Pater Cornelius.

Der Franziskanerpater erzählte zwei alte Geschichten, die davon berichten, dass der Himmel unerreichbar sei. Zum einen die Geschichte von Ikarus, der fliegen wollte, je höher desto besser. Weit weg von der Erde, hoch zum Himmel. Es kommt, wie es kommen muss, er stürzt ab.

Die andere Geschichte handelte vom Turmbau von Babel: „Lasst uns einen Turm bauen, dessen Spitze bis zum Himmel reicht.“ War Ikarus noch ein Träumer, so waren die Menschen von Babel professionelle Techniker. Selbstsicher sagten sie: „Wir bauen einen Turm bis zum Himmel, mit unserer Arbeit, mit unserer Technik, mit unserer Berechnung, mit unserem Können.“ Aber der Turm stürzte ein und begrub die Menschen unter sich.

Der deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist Heinrich Heine soll einmal gesagt haben: „Überlasst den Himmel den Engel und den Spatzen, wir leben hier auf der Erde.“

Das Gemälde in der Basilika zeigt, dass die Himmelsleiter auf der Erde steht und die Spitze bis zum Himmel reicht und so eine lebendige Verbindung schafft. Die Engel Gottes steigen an ihr auf und ab. „Das Gemälde lädt uns ein, dankbar zu verweilen und danach zu fragen: Kenne ich diese Erfahrungen, habe ich eine Himmelsleiter, und wo steht meine persönliche Himmelsleiter?“

Vielleicht hätten in der Basilika viele Menschen etwas vom Himmel auf Erden erfahren und fühlten sich ein Stück näher bei Gott. „Ob in der Verbindung im persönlichen Gebet, in der Stille oder in der Natur, wenn man etwas von der Nähe zu Gott spürt, kann ein Ort die Himmelsleiter sein“, erklärte der Fastenprediger. Als Hausaufgabe für die zweite Fastenwoche sollten die Zuhörerinnen und Zuhörer überlegen, wo ihre Himmelsleiter steht. Vielleicht gibt es auch mehrere in ihrem Leben.

Zum Schluss ging der Prediger auf die Geschichte von Jakob und seinem Bruder Esau ein. Jakob flieht vor Esau und schlief am Wegrand ein. Genau da erlebt er die Himmelsleiter und wacht auf. Pater Cornelius bat die Zuhörer, die Augen aufzumachen, damit sie die Himmelsleiter nicht übersehen. Schlecht wäre es, stünde man vor der Leiter und merkte es nicht.

In der nächsten Fastenpredigt aus der Reihe „Ich sehe etwas, was du nicht siehst“ am Sonntag, 3. März, um 14 Uhr spricht Äbtissin Mechthild Thürmer OSB aus Kirchschletten über das Gemälde von der „Schlüsselübergabe an Petrus“ von August Palme aus dem Jahr 1867.